01.12.2023 | EDi-News

Geld sparen und Umwelt schonen

Über 99 % der Benzinfahrzeuge vertragen E10

Immer mehr Autofahrer greifen an der Tankstelle bei Benzin zu E10 statt zu E5. Der Verkaufsanteil von E10 lag im August 2023 bei ca. 26,7 %, Tendenz stark steigend. Ursächlich für den Trend hin zu E10 dürfte letztlich der Preisunterschied sein: E10 Benzin kostet an den Tankstellen ca. sechs Cent weniger als die herkömmliche Benzin-Sorte E5. Aktiven Umweltschutz leisten und trotzdem Geld an der Zapfsäule sparen – das geht derzeit nur mit E10. Da drängt sich allerdings die Frage auf, warum nicht noch mehr Autofahrer auf umweltfreundliches und gleichzeitig kostengünstigeres E10 setzen. Die Antwort lautet: Unberechtigte Vorurteile gegenüber ethanolhaltigen Kraftstoffen und oftmals mangelndes Wissen gegenüber dem, was die Fahrzeuge eigentlich antreibt. Damit soll an dieser Stelle einmal aufgeräumt werden.

Zapfpistole mit Super E20

Fast alle Fahrzeuge mit Benzinmotoren vertragen problemlos E10, viele auch schon E20 wie die neuen BMW-Modelle oder die künftige Motorengeneration von VW, da die Hersteller bekanntlich nicht ausschließlich für den deutschen Markt produzieren. (Foto: Teresa Kröger)

E5 und E10 – was steckt da eigentlich drin?

E5 und E10 beschreiben Benzinkraftstoffe mit ihrem jeweiligen maximalen Ethanolgehalt: Bei E5 können bis zu 5 % Ethanol verwendet werden, bei E10 bis zu 10 % Ethanol. Die Betonung liegt hier allerdings auf der Formulierung „bis zu“. Durch den Ethanolanteil wird unter anderem auch die Oktanzahl bestimmt, die Kraftstoffhersteller haben jedoch auch die Möglichkeit, andere Stoffe wie ETBE (Ethyl-tert-butylether) oder MTBE (Methyl-tert-butylether) zu diesem Zweck zu nutzen. Wichtig ist letztendlich nur, dass das Benzin letztlich der vorgegebenen Norm DIN EN 228 entspricht. In der Praxis könnte also theoretisch das um sechs Cent kostengünstigere E10 nur fünf Prozent Ethanol enthalten.

Derzeit setzen sich einige Kraftstoffhersteller bzw. Vertriebsunternehmen dafür ein, hier hinsichtlich der Nachhaltigkeit des Kraftstoffs mehr Klarheit zu schaffen und planen, „echtes“ E10, wie beispielsweise in Österreich, an die Tankstellen zu bringen und damit gleichzeitig einen belastbaren, auf dem Kassenbon sichtbaren Nachweis die CO2-Minderung von E10 zu dokumentieren. Positiver Nebeneffekt: Unternehmen können diese CO-Reduktion künftig für ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) nutzen, Privatleuten dient er als Orientierung.

Wer darf eigentlich E10 fahren?

Die Antwort lautet: Fast jeder Autofahrer. Neueste Studienergebnisse der HTW Saar, Institut Automotive Powertrain unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Thomas Heinze haben ergeben, dass nur 0,84 % des zugelassenen Fahrzeugbestands kein E10 vertragen. Dabei handelt es sich überwiegend um Oldtimer oder bestimmte ältere Fahrzeuge, sogenannte Youngtimer.

Würden in Deutschland ähnlich wie in anderen Staaten 95 Prozent der Autofahrer E10 statt E5 nutzen, könnte das den Verkehrssektor zusätzlich um mehr als eine Million Tonnen CO2 entlasten.

Welchen Beitrag liefert E10 zur Treibhausgas-Einsparung?

Würden in Deutschland ähnlich wie in anderen Staaten 95 Prozent der Autofahrer E10 statt E5 nutzen, könnte das den Verkehrssektor zusätzlich um mehr als eine Million Tonnen CO2 entlasten. Insgesamt entlastet Ethanol im Benzin jetzt schon den Verkehr um 3,1 Millionen Tonnen (Stand 2021). Kritiker, die sich gegen Ethanol aussprechen, um die fragwürdige „Tank-oder-Teller-Diskussion“ zu bemühen, verkennen oftmals die Tatsachen. So wird beispielsweise ausschließlich Futterweizen oder andere nicht für den Verzehr geeignete Produkte für die Ethanolherstellung genutzt. Futterweizen darf gemäß der deutschen Backwaren-Verordnung nicht zur Herstellung von Backwaren verwendet werden, sondern dient als Viehfutter. Nimmt dieser Futterweizen beispielsweise dem „Umweg“ über eine Bio-Raffinerie zur Ethanolherstellung, wird aus dem minderwertigen Weizen nach der alkoholischen Gärung hochwertiges Viehfutter, das den Proteingehalt des eigentlichen Futterweizens deutlich übertrifft.

Tankdeckel mit Freigabe für E5, E10 und E25

BMW hat seine neueren Motoren ausdrücklich sogar für E25 freigegeben, wie der Eintrag an der Tankklappe dokumentiert. (Foto: Teresa Kröger)

Was liefert eigentlich eine Bioethanol-Raffinerie?

Wer meint, das aus einer Bio-Raffinerie für Ethanol nur der Sprit-Zusatz herauskommt, liegt falsch. Das Grundprodukt, der reine Alkohol, wird zunächst einmal für medizinische Zwecke als Lösungsmittel genutzt, während der Corona-Pandemie auch für Desinfektionsmittel. Doch schauen wir uns einfach im Tankstellenshop um, um zu sehen, was sonst noch aus Ethanol entsteht, das im Tank landet. Im Spirituosenregal dient der Reinalkohol Ethanol verdünnt als Grundstoff vieler Spirituosen, bzw. Liköre. Die Backwaren ließen sich ohne Gluten und Hefen als Nebenprodukt der Ethanolherstellung gar nicht produzieren und die Kohlensäure im Mineralwasser oder Sprudelgetränken müsste man sich auch wegdenken. Die angebotenen Fleischprodukte werden oftmals mit dem proteinreichen Viehfutter als Zusatzernährung für Schwein und Rind hergestellt und damit die angebotenen Speisen auch lebensmittelrechtlich entsprechend der Vorschriften gelagert werden können, befand sich zur Reinigung in dem einen oder anderen Mittel sicher auch Ethanol. Ohne die Ethanolherstellung wäre das Leben wohl ebenso langweilig wie eine abgestandene Cola ohne Kohlensäure.

In welchen Ländern fährt man bereits ausschließlich mit E10?

In den meisten EU-Ländern nutzt man aufgrund der Vorteile fast ausschließlich E10, unlängst hat gerade Österreich E5 von seinen Tankstellen verbannt. Autofahrer können in der Alpenrepublik fast ausschließlich E10 statt E5 tanken. In Deutschland wird allerdings immer noch an der Schutzsorte E5 festgehalten, obwohl die EU bereits seit 2013 die Vorhaltepflicht für E5 gekippt hat. Damit verpasst Deutschland einen wesentlichen Beitrag zur THG-Reduzierung im Verkehrssektor. Wie weit Deutschland hinterher hinkt, findet man in einer Stellungnahme des Außenhandelsverbands für Mineralöl und Energie. Der befürchtet „aufgrund der flächendeckenden Verbreitung von E10 in Europa für Deutschland schon erhebliche Komplikationen bei der Bereitstellung der Schutzsorte E5“, wie es wörtlich heißt.

Zapfsäule mit Super E20

Vielfalt an der Zapfsäule wäre wünschenswert – dann hätte der Verbraucher die Wahl, wie umweltfreundlich denn der Kraftstoff sein soll. (Foto: Teresa Kröger)

Fazit zu E10

In Brasilien können 97 Prozent der PKW mit Ottomotoren E100 nutzen, Frankreich fährt recht erfolgreich mit E 85, Indien hat gerade E20 eingeführt, die EU beschäftigt sich mit der Normung von E20, die USA nutzt fast flächendeckend mit E15, nur Deutschland möchte – aus welchen Gründen auch immer – am E5 festhalten. Gründe dafür gibt es keine, denn die Automobilhersteller haben längst damit begonnen, ihre mit dem Kraftstoff E10 beaufschlagten Komponenten auf deutlich höhere Ethanolbeimischungen, auch für andere Märkte außerhalb Deutschlands, abzusichern. Bestes Beispiel: BMW. Wer bei den neueren Modellen in die Betriebsanleitung oder die Tankklappe schaut, muss erkennen, dass diese Fahrzeuge bereits auch in Deutschland für E25 freigegeben sind. Und auch VW ließ auf dem Wiener Motorenkongress bereits verlauten, die neue Motorengeneration vertrage E20. Deshalb gilt für mehr als 99 Prozent der Benzinkunden: Geld sparen und die Umwelt schonen mit E10.

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