Mo, 28.08.2023 | Heizöl-News

Ölindustrie: Angebot und Nachfrage geraten aus der Balance – Heizölpreise ziehen an

Ölindustrie: Angebot und Nachfrage geraten aus der Balance – Heizölpreise ziehen an

Seit Jahren wird davor gewarnt, dass die Ölkonzerne zu wenig Geld in die Hand nehmen, um es in neue Förderprojekte investieren. Zwar haben Exxon, Shell & Co. seit 2020 mehr Geld in diesen Bereich investiert. Nach Einschätzung von Branchenkennern ist das aber immer noch weniger als nötig, um ein ausreichendes Angebot zur Deckung der Nachfrage sicherzustellen.

Ölnachfrage erreicht in diesem Jahr Rekordhoch
Die Analysten der Forschungs- und Beratungsgruppe Wood Mackenzie warnen vor einer Spitzennachfrage nach dem schwarzen Gold und einem dadurch bedingten grundlegenden Wandel in der Öl- und Gasindustrie. Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostizierte erst kürzlich, dass die Ölnachfrage kurzfristig steigen und in diesem Jahr einen Rekordwert von über 102 Millionen Barrel pro Tag erreichen wird.

Investitionen steigen auf 490 Milliarden Dollar
Die Analysten der Forschungs- und Beratungsgruppe Wood Mackenzie schätzen den Betrag für neue Investitionen in diesem Jahr auf 490 Milliarden US-Dollar, nachdem der Tiefststand im Jahr 2020 bei 370 Milliarden US-Dollar lag. Insgesamt nahmen die weltweiten Investitionen in neue Öl- und Gaslieferungen trotz der Pläne großer Industrienationen, mittelfristig auf fossile Rohstoffe verzichten zu wollen, zuletzt wieder deutlich zu.

Anzahl der Ölprojekte steigt um 25 Prozent
So berichtete die US-Investmentbank Goldman Sachs letzten Monat, dass derzeit weltweit 70 große Öl- und Gasprojekte in der Entwicklung seien. Das sei gegenüber 2020 ein deutlicher Anstieg um 25 Prozent. Nach Jahren der Unterinvestition könnte die Ölbranche doch noch die Kurve bekommen und so dem Bedarf an Rohöl gerecht werden.

Schieferölquellen versiegen schneller als erwartet
Neben dem großen Schieferölproduzenten USA haben zuletzt Kanada, Mexiko, Brasilien und kleinere Produzenten wie Guyana erheblich zur weltweiten Versorgung beigetragen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete allerdings erst kürzlich über Untersuchungen vom Energiemarktdatenanbieter Enverus, die darauf hindeuten, dass die Schieferölquellen der Vereinigten Staaten schneller als zuvor prognostiziert versiegen würden.

Dramatischer Rückgang der US-Ölbohranlagen
Obwohl die Anzahl der Ölbohranlagen in den USA seit Jahresbeginn um über 100 von 618 auf aktuell 512 zurückging, konnte die Gesamtproduktion gegenüber den Vorjahren sogar gesteigert werden. Als Grund hierfür führten Manager der großen Energiekonzerne im Rahmen der letzten Berichtssaison wiederholt technische Verbesserungen an. Allerdings gaben die Analysten zu Bedenken, dass es kaum noch ungenutzte Schieferölreservoirs gebe.

Angebot und Nachfrage prekärer als erwartet
Dadurch ist das globale Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage möglicherweise etwas prekärer, als die Wood Mackenzie-Analyse vermuten lässt. Es stimmt zwar, dass technologische Fortschritte eine wichtige Rolle dabei gespielt haben, die Produktion hoch zu halten und gleichzeitig die Kosten zu senken. Die Schieferölunternehmen haben sich aber inzwischen von ihrer bisherigen Einstellung „Wachstum um jeden Preis“ distanziert.

OPEC-Kartell baut seine Dominanz aus
Und in der Zwischenzeit hält die OPEC die Produktion unter Kontrolle, indem sie einzelnen Mitgliedern die Option anbietet, jederzeit zusätzliche Mengen zu kürzen, um so die Preise in die Höhe zu treiben. Und mit der geplanten und kürzlich angekündigten Erweiterung der BRICS-Gruppe um sechs neue Mitglieder, ist das Kartell der OPEC dabei, weiter zu wachsen.

Die Angebots- und Nachfragesorgen dürften in der neuen Woche einmal mehr das dominante Thema an den Ölmärkten sein. Nachdem die beiden Rohölsorten Brent und WTI am Freitag auf Tageshöchstkursen aus dem Handel gegangen waren, spiegelt sich diese Verteuerung heute zum Wochenauftakt auch bei den Heizölpreisen wider. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen im Schnitt etwa +1,35 bis +1,95 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch zum Wochenschluss.

Das könnte Sie auch interessieren