Faktencheck
Kritik an der Metastudie „E-Fuels und ihre Grenzen“
Ein Mix aus eFuels, Elektromobilität und weiteren nachhaltigen Technologien könnte langfristig die beste Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels sein.
Strombasierte, synthetische Kraftstoffe – sogenannte eFuels – werden oft als ineffiziente und teure Lösung für den Pkw-Verkehr abgetan. Eine aktuelle Metastudie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) kommt sogar zu dem Schluss, dass eFuels keine sinnvolle Alternative zur Elektromobilität seien. Doch wie objektiv ist diese Einschätzung wirklich?
Experten, darunter der UNITI Bundesverband EnergieMittelstand e.V., sehen deutliche methodische Schwächen in der Studie. Tatsächlich gibt es viele Argumente, die für eFuels sprechen – insbesondere als Ergänzung zur Elektromobilität. Wir werfen einen genaueren Blick auf die größten Kritikpunkte an der Studie und zeigen, warum eFuels eine größere Rolle spielen könnten, als oft angenommen.
Unrealistische Annahmen zur Produktion
Ein zentrales Problem der Studie ist die Annahme, dass eFuels hauptsächlich in Deutschland produziert würden. Das führt zu einer falschen Kosten- und Effizienzbewertung. In Wirklichkeit sollen eFuels vor allem in sonnen- und windreichen Regionen wie Patagonien oder Wüstengebieten hergestellt werden, wo erneuerbare Energie im Überfluss und zu niedrigen Preisen vorhanden ist.
Laut dem Fraunhofer IEE könnten weltweit bis zu 87.000 TWh eFuels pro Jahr produziert werden – das ist weit mehr, als die Studie suggeriert. Zudem gibt es neue Produktionsmethoden wie das Methanol-to-Gasoline-Verfahren (MtG), das die Herstellung effizienter macht.
Die Realität des Pkw-Marktes wird ignoriert
Ein weiterer methodischer Fehler: Die Studie geht davon aus, dass fast alle Autos in Zukunft elektrisch fahren werden. Doch dieser Ansatz ignoriert die Realität:
- Millionen bestehender Verbrennerfahrzeuge können nicht einfach verschwinden. In der EU gibt es aktuell mehrere hundert Millionen Verbrenner-Pkw.
- Der Umstieg auf Elektromobilität geht nicht so schnell, wie oft angenommen – vor allem in ländlichen Regionen oder für Haushalte mit begrenztem Budget.
- Der Aufbau der Ladeinfrastruktur wird in der Studie überschätzt, während Herausforderungen wie Stromspeicherung in Dunkelflauten nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Fehlende Synergien zwischen den Sektoren
Die Studie behandelt den Pkw-Verkehr isoliert und ignoriert, dass eFuels in anderen Bereichen bereits als unverzichtbar anerkannt sind – etwa in der Luftfahrt und Schifffahrt. Doch genau hier liegt ein entscheidender Vorteil:
- Große eFuel-Produktionsanlagen könnten nicht nur den Flug- und Schiffsverkehr, sondern auch den Straßenverkehr und die Industrie mit synthetischen Kraftstoffen versorgen.
- Durch die gemeinsame Nutzung der Infrastruktur würden Skaleneffekte erzielt, die die Kosten senken und die Markteinführung beschleunigen.
- Ein Technologie-Mix aus Elektromobilität und eFuels könnte schneller und effektiver CO₂-Emissionen reduzieren als eine einseitige Fokussierung auf E-Autos.
Kosten und Effizienz werden falsch dargestellt
Eines der Hauptargumente gegen eFuels ist deren angeblich hohe Kosten. Doch hier gibt es gleich mehrere Denkfehler:
- In Regionen mit starkem Sonnen- und Windaufkommen gibt es oft Überschussstrom, der ohne Nutzung verloren ginge. eFuels können diese Energie speichern und weltweit nutzbar machen.
- eFuels können Energie über lange Zeiträume verlustfrei speichern und dabei über weite Distanzen transportiert werden – ein Vorteil gegenüber Batterien.
- Die Studie setzt eFuel-Preise unrealistisch hoch an. Neuere Berechnungen gehen von deutlich günstigeren Kosten aus, sobald Produktionskapazitäten skaliert werden.
Ein weiterer Fehlschluss: Vergleichspreise zwischen eFuels und fossilen Kraftstoffen. Die Studie nutzt aktuelle Diesel- und Benzinpreise, obwohl fossile Kraftstoffe in einer klimaneutralen Zukunft massiv verteuert oder gar aus dem Markt genommen werden.
Umwelt- und Mobilitätsaspekte zu kurz gedacht
Die Studie stellt eFuels als ineffizient und umweltschädlich dar, doch dabei werden zentrale Aspekte nicht berücksichtigt:
- Auch batterieelektrische Fahrzeuge verbrauchen große Mengen an Rohstoffen wie Lithium, Nickel und Kobalt, während sich mit eFuels die bestehende Infrastruktur nutzen lässt.
- Reifenabrieb und Feinstaub: Elektroautos sind oft schwerer als Verbrenner, was zu höherem Reifenverschleiß und mehr Partikelemissionen führt.
- Bestehende Tankstellennetze ermöglichen einen schnellen und günstigen Einsatz von eFuels – während für E-Autos teure neue Ladeinfrastrukturen gebaut werden müssen.
Fazit: eFuels sind mehr als nur eine Nischenlösung
Die Metastudie des FÖS betrachtet eFuels mit einem zu engen Blickwinkel. Eine technologieoffene Herangehensweise wäre sinnvoller: Elektromobilität kann in vielen Bereichen eine gute Lösung sein, doch eFuels könnten eine entscheidende Rolle für die Dekarbonisierung des bestehenden Fahrzeugbestands spielen.
Klar ist: Die Mobilitätswende braucht mehr als nur eine einzige Lösung. Ein Mix aus Elektromobilität, eFuels und weiteren nachhaltigen Technologien könnte langfristig die beste Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels sein.
Quelle:
Dieser Beitrag ist eine Zusammenfassung des Faktenchecks Warum die Metastudie „E-Fuels und ihre Grenzen“ methodisch zu kurz greift erschienen beim eFuels Forum.
Titelbild: beauty_of_nature von Pixabay